Dieser Film von Christian Petzold führt mehrere Genres zusammen: er ist gleichermaßen Road-Movie, Thriller, und Geschichte über das Erwachsenwerden. Fast die ganze Geschichte wird vom Standpunkt eines 15-jährigen Mädchens erzählt, das das schreckliche Unglück gehabt hat, das Kind zwei ehemaliger Terroristen zu sein. Jeanne hat ihr ganzes Leben lang diese Geheimnis getragen, und verbunden mit der ständigen Bewegung der Familie heißt es, dass sie keine Freundinnen schließen oder sogar regelmäßigen Unterricht bekommen könnte.
Am Anfang des Films ist die Familie offensichtlich sicher am Küste Portugals und ist bereit, einen Neustart in Brasilien zu machen, als ein Einbrecher ihr Bargeld aus ihrem Hotelzimmer stehlt. Sie fahren nach Deutschland, denn sie haben dort einige Verbindungen aus ihrem früheren Leben; sie haben vor, genug Geld auszuleihen, den Kontinent endlich zu verlassen. Doch Deutschland ist die gefährlichste Ort für sie, weil sie von der deutschen Polizei gesucht sind. Als die Eltern Clara und Hans immer mehr auf Geld verzweifelt werden, wird Jeanne gleichzeitig immer mehr durch ihre virtuelle Verhaftung frustriert, und beginnt, sich in Heinrich zu verlieben - einen Jungen, den sie zufällig kurz vor ihrer Flucht angetroffen hat, und den einzigen Mensch von ähnlichem Alter, den sie je kennengelernt hat.
Julia Hummer ist als Jeanne eigentlich der Star des Films. Sie zeichnet den halbwüchsigen Tumult des jungen Flüchtlings mit einer ständigen Melancholie, die man von so einer jungen Schauspielerin gar nicht erwartet. Etwas schwächer sind die Aufführungen von Barbara Auer (Clara) und Richy Müller (Hans); ihre Gesichtsausdrücke sind nicht so abwechslungsreich, und man sieht nie die entscheidenden Aktionen ihrer Charaktere, nur die Folgen. Doch das Ganze macht ein fesselndes Drama, das einem einen überzeugenden Eindruck der Flüchtlingsfamilie gibt.
Vielleicht wichtiger für die Atmosphäre ist die Kameraführung. Bei den meisten Szenen bleibt die Kamera ein paar Sekunden auf einer langen Einstellung stehen, damit man den Zustand der Charaktere richtig ansehen kann. Viele dieser langen Einstellungen schließen wunderschöne Landschaften ein; doch Petzold zwingt ihnen die übliche Melancholie des Films auf, da der Himmel fast immer bewölkt ist. Eine merkwürdige Ausnahme ist die Szene an dem portugiesischen Strand, als die Familie ein neues Leben erwartet. Da ist das Wetter ein klassisches Symbol für die Gefühle der Protagonisten.